Bericht im "Bund"


Ein Wagenrad am Stammtisch

«Bund»-Testesserin Lisa Stalder hat die Pizzeria La Luna in Herzogenbuchsee besucht. Der Besuch war ihr die Anfahrt wert.

 

Wir geben es ja zu: In dieser Kolumne wurde der Oberaargau in den letzten Jahren stets etwas stiefmütterlich behandelt. Nur damals, als der aus Langenthal stammende Schriftsteller Pedro Lenz als Testesser für den «Bund» unterwegs war, wurde die Region ab und zu kulinarisch beleuchtet. Grund genug also, den nächsten Besuch in Herzogenbuchsee gleich um ein Mittagessen zu verlängern. Und zwar in der Pizzeria La Luna im Hotel Sonne mitten im Dorf.

Als wir das Lokal kurz nach 12 Uhr betreten, ist die heimelige Gaststube schon gut gefüllt. Der freundliche Wirt bittet uns, am Stammtisch Platz zu nehmen. Eine Ehre, die der Testesserin wohl nur zuteil kommt, weil sie mit Einheimischen unterwegs ist. Aber auch allein hätte sie nicht hungrig umkehrt machen müssen, denn im etwas edleren Speisesaal sind noch ein paar wenige Tische frei. Die Pizzeria scheint ein regelrechter Treffpunkt zu sein, Rentner sind genauso anzutreffen wie Gemeindeangestellte und Bauarbeiter.

Das Angebot ist indes weniger heterogen. Die Karte ist zwar umfangreich, wartet aber vorwiegend mit italienischen Speisen auf – Pasta in jeder Form mit jeder erdenklichen Sauce, 34 verschiedene Pizzen (zwischen 15 und 24 Fr.) sowie Risotto mit diversen Zutaten. Auch Fleischliebhaber kommen auf ihre Rechnung; sie können unter anderem zwischen Rindsfiletcarpaccio (Fr. 22.50), Kalbssaltimbocca (Fr. 34.50), Kalbspiccata Mailänder Art (Fr. 32.50) und Rossentrecote an Pfeffersauce (Fr. 34.50) wählen. Zudem werden jeweils drei Tagesmenüs angeboten. Bei einer derart grossen Auswahl könnte der Verdacht aufkommen, dass auf Convenience Food zurückgegriffen wird.

Die Habitués wählen das Tagesmenü 1, ein Schweins-Cordon-bleu mit Pommes frites (Fr. 18). Dazu werden ein Salat sowie eine Hühnercremesuppe serviert. Letztere wird übrigens auch zum Vegi-Menü (Ravioli al pesto, Fr. 16.50) gereicht, echte Vegetarier werden wohl auf diesen Teil der Vorspeise verzichten. Die Testesserin wählt eine Pizza pugliese (Fr. 19.50) sowie einen gemischten Salat (Fr. 9.50). Dieser wird unverzüglich serviert und ist frisch und knackig, die Sauce würzig – von Convenience Food keine Spur. Den vorgeschnittenen Randen-, Rüebli- und Selleriesalat sucht man hier vergeblich.

Es vergeht kaum Zeit, da werden bereits die Hauptspeisen aufgetischt. Die beiden Herren sind zufrieden, das Cordon bleu ist saftig und genau richtig gewürzt. Auch die Pizza, die der Pizzaiolo eben erst aus dem Ofen genommen hat, schmeckt vorzüglich. Der Boden ist dünn und knusprig, der Belag nicht zu mächtig. Und sie ist gross. So gross, dass sie den Teller um mindestens zwei Zentimeter überragt. Genau so muss es sein. Eigentlich bleibt nun kein Platz mehr für ein Dessert. Aber dem selbst gemachten Tiramisù (Fr. 11.50) kann die Testesserin nicht widerstehen. Gut so, ihr wäre sonst der absolute Höhepunkt entgangen.

 

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